Geschichte des Bandlkramer
Der Bandlkramer – das Bandlkramerlandl
„Bandl, Zwirn kaaft´s! Bandl, Zwirn kaaft´s!“ Diesen eintönigen Ruf, mit dem die „Bandlkramer“ ihre Waren feilboten, konnte man noch vor 100 Jahren überall in den Orten, bei festlichen Gelegenheiten und Kirtagen, ja sogar in der Großstadt Wien, hören. Mit dem „Kraxen“ am Rücken, in dem sie ihre Waren, Köperbänder, Schuhbänder, Zwirn, Kämme, Druckknöpfe und vieles mehr aufbewahrten, zogen diese Händler nicht nur in die Orte des Waldviertels, sondern hausierten weit hinaus in die Länder des ehemaligen Kaiserreiches. Sie kamen in die entferntesten Täler der Alpenländer, ebenso in die entlegensten Ortschaften der Karpaten, des Riesen- und Erzgebirges, ja sogar weit hinüber über die Staatsgrenzen in die Balkanländer.
Fragt man die Bandlkramer, wo sie herkommen, so antworteten sie mit Stolz: „Unser Heimatort ist Groß-Siegharts.“ Die ganze Gegend um diese Stadt wurde als „Bandlkramerlandl“ bezeichnet. Manche Häuser in Groß-Siegharts hatten mehr als 20 Handwebstühle in Betrieb, auf denen hauptsächlich Zwirnbänder hergestellt wurden. Groß-Siegharts ist heute Mittelpunkt der Waldviertler Textilindustrie.
Der Aufschwung des Ortes begann mit dem Kauf des Gutes Siegharts durch Johann Peter von Mallenthein im Jahre 1682. Er machte es sich zum Ziel, den Ort so groß zu machen, dass er 1.000 Häuser zählen sollte. Er sagte: „Bald wird man Siegharts Milledom (Tausendhaus) nennen können.“ Um diesen Plan zu erfüllen, gründete er die Band- und Seidenwebereien, die den Ort bekannt und ihn schließlich zum Mittelpunkt des „Bandlkramerlandls“ machten. Graf Mallenthein rief dazu viele Leute aus dem Schwabenland herbei, die meist Feinweber waren und sich hier ansiedelten. Die Schwabengasse erinnert heute noch an sie.
Die Nachfolger des Grafen Mallenthein, besonders die Edlen von Grosser, führten das Werk des Verstorbenen fort. Rasch wuchs die Zahl der Textilwarenbetriebe und immer mehr Leute zogen aus der Umgebung in den Markt, wo man Arbeit und Verdienst fand.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts hatte der Markt bereits über 3.000 Einwohner und war damit einer der größeren Orte des Waldviertels.
Als Bandlkramer (öst. Bandl „Bändchen“; Kramer „Krämer, Händler“) bezeichnete man im österreichischen Raum einen Hausierer, der vor allem Kurzwaren verkaufte, darunter textile „Bänder“. Auch Produkte wie Hinterglasbilder, Töpferwaren, Siebe, Körbe wurden von den Bandlkramern auf ihrer „Buglkraxen“ von Haus zu Haus ziehend angeboten. Der Bandlkramer hatte auch die Funktion der Verbreitung von Neuigkeiten, Nachrichten, Informationen. Sie waren ein Berufszweig unter vielen innerhalb der migrierenden Bevölkerung am Rande der Mehrheitsgesellschaft, die auf Noterwerbsweisen (Kleinsthandel, Flickhandwerk, Bettel) angewiesen war, um ihre Existenz zu sichern. Im romantisierenden Blick von Angehörigen der Mehrheitsbevölkerung gehörten sie zum „fahrenden Volk“ der Korbmacher, Kesselflicker, Taschenspieler oder Musikanten. Die ökonomische Funktion der „Bandlkramer“ und ähnlicher Kleingewerbeinhaber ist inzwischen weitgehend entfallen. Ein Restbestand lässt sich auf heutigen Flohmärkten beobachten. Jenische Wander- und Markt-Händler führen solche traditionellen Gewerbe bis heute weiter.
Der allgemeine Sprachgebrauch übertrug den Gruppennamen von den Händlern auf die Hersteller der Bänder. Da eine große Zahl der Betriebe im Raum Groß-Siegharts im Waldviertel lag, wurde diese Gegend als Bandlkramerlandl bezeichnet. Auch in Wien wurde ein Teil des 7. Bezirks Neubau als Bandlkramerviertel bezeichnet, weil dort Kurzwaren erzeugt wurden. Auch Straßennamen zeugen noch davon, beispielsweise die Bandgasse oder die Seidengasse.
Bandlkramer Heute
Der Tourismus und Verschönerungsverein Bandlkarmerlandl Groß-Siegharts hat sich zur Aufgabe gemacht die Geschichte Groß-Siegharts erlebbar zu machen. Dazu ziehen die Bandlkramer zur Promotion der Stadt und der Region in die Welt hinaus zu den verschiedensten Veranstaltungen.
In Historischer Kleidung nachempfunden der Bürgerlichen Tracht von 1850 und den typischen Bauchladen.
gerne kommen wir auch zu Ihrer Veranstaltung. Kontakt: Rudolf Wurth rudolf.wurth@hotmail.com